Erneut zeigt sich, dass Apples Geschäftsmodell allumfassend ist.
Mit der Anschaffung und Nutzung von iOS-Geräten nimmt Apple eine
umfassende Kontrolle für sich in Anspruch, die mit allen Mitteln
verteidigt wird – und trägt die Konflikte zwischen seinen wirtschaftlichen
Interessen und dem Verbraucherschutz auf dem Rücken seiner Kund*innen
aus. Regulierungsversuche, die die Situation für diese Kund*innen
verbessern sollten, werden gezielt in einer Form umgesetzt, die
die Regulierungen außer Kraft setzen oder ins Lächerliche ziehen.
Das verstärkt das Bild, dass die von Apple für teures Geld angebotenen
Smartphones und Tablets im Wesentlichen von vornherein Leihgeräte sind –
denn die schlussendliche Kontrolle über die Nutzung hat in jedem Moment
Apple. Freie Entscheldungen darüber, wie und für welche Funktionen iOS-
Geräte genutzt werden, sind de facto nicht möglich. Allein diese Tatsache
macht Apple-Geräte zu einer zweifelhaften Wahl für den Einsatz in der
Bildung. Mit den neuesten Entwicklungen wird aber wieder einmal offenbar,
wie stark Apples Absichten sind, Nutzer*innen in ihrem Ökosystem
einzusperren und dass dies eine imminente Gefahr für die Sozialisierung
und Vebrauchererziehung von Schüler*innen darstellt.
Für Software-Projekte wie AlekSIS, das als freie und Open-Source-Software
ideologisch für Unabhängigkeit steht und insbesondere allen Schulen,
Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern einen gleichberechtigten Zugang
zu Informationen garantieren möchte, hat Apples Entscheidung weitreichende
Konsequenzen – denn sie zwingt uns, ebenfalls eine Entscheidung zu treffen,
die in jedem Fall zu Lasten der Nutzer*innen ausfallen wird:
- Kein Mobil-App mehr für iOS anzubieten (bisher als PWA) würde bedeuten,
dass die Funktionalität, bspw. im Hinblick auf Offline-Fähigkeiten, auf
iOS-Geräten stark eingeschränkt wird
- Stattdessen ein natives App anzubieten würde bedeuten, dass der Zugang
zu AlekSIS nicht mehr frei und kostenlos für Schüler*innen ist, da dann
eine Schutzgeldzahlung an Apple pro Installation fällig wird
Die Situation ist prekär, da Apple in den letzten Jahren
mit allen Mitteln
für eine enorme Verbreitung in Schulen gesorgt hat und sich durch hohen
Marketing-Aufwand ein Image verschafft hat, das sie in vielen Lehrerkollegien
als alternativlos gelten lässt. Die reduzierte Nutzbarkeit von
Open-Source-Software auf iOS-Geräten fällt daher häufig auf diese zurück
statt auf das zugrundeliegende Kontrollverhalten von Apple.
Es ist daher höchste Zeit, dass der Widerstand gegen Apple- und andere
von Lobbyismus geprägte Angebote steigt und die Politik endlich in signifikantem
Maße in digitalsouveräne, offene Angebtoe investiert, statt Schulen weiter
Geschenke in Millionenhöhe von Apple, Microsoft & Co. zu vermitteln.
Update / Korrektur: Aktuell nicht betroffen sind Geräte mit iPadOS, da
Apples Gatekeeper-Einstufung sich nicht in das Tabelt-Marktsegment erstreckt.
Allerdigns bedeutet dies umgekehrt auch, dass ausgerechnet Schüler*innen und
Schüler mit Millionen von der oder für die Schule angeschafften iPads nicht
von den neuen Wettbewerbsregeln der EU profitieren.