Pressemitteilung: Software als Bildungszweck
Die Digitalisierung von Schulen läuft schleppend, Deutschland sei in diesem Bereich allemal Mittelfeld, liest man, trotz Digitalpakt, trotz diverser Anstrengungen der Landesbildungsministerien, im Hauruck-Verfahren das Lernen mit digitalen Medien als „Distanzlernen“ während der Corona-Pandemie einzuführen.
Dass es auch Projekte gibt, die Hoffnung machen, zeigte das AlekSIS-Team nun im Katharineum zu Lübeck. Hier wurde eine Software vorgestellt, die aus der Praxis heraus entsteht. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte sind am Entwicklungs- prozess beteiligt, programmieren selbst mit oder geben Rückmeldungen zur Anwen- dung. Professionelle Entwicklerinnen und Entwickler steuern den Prozess und achten auf Einhaltung von Datenschutz- und Qualitätskriterien.
Was kann man erwarten?
Die offizielle Version von AlekSIS kann Personen und Gruppen, Stunden- und Ver- tretungspläne sowie digitale Klassenbücher verwalten. Sie enthält ein Hilfesystem sowie Schnittstellen zu den gängigsten Schulverwaltungsprogrammen. Dabei geht es, wie Dominik George vom Teckids e.V. betont, nicht um die einfache Übertra- gung von der Papiervariante zu einer Webanwendung. Vielmehr wird jeder Prozess unter Beteiligung der Anwenderinnen und Anwender daraufhin untersucht, wie er die Vorzüge des Digitalen nutzen kann, ohne die Einfachheit der gewohnten An- wendung zu verlieren. Dies wurde am Katharineum im vergangenen Schuljahr zum ersten Mal durchgeführt.
Der stellvertretende Schulleiter, Frank Poetzsch-Heffter, unterstreicht die Nachhal- tigkeit dieses Prozesses. Dadurch, dass keine Bindung an ein gewinnorientiertes Un- ternehmen erforderlich ist, sei man in der Entwicklung frei, könne Ideen entwickeln und direkt in der Software umsetzen. So sei die Behebung von Fehlern und die Umsetzung von neuen Features schneller als bei gekaufter Software.
Mehr Transparenz und Nachhaltigkeit
Auch für Schülerinnen und Schüler bietet die neue Software Vorteile, wie Jonathan Weth als Schüler des Katharieums und gleichzeitig einer der Hauptentwickler von AlekSIS berichtet. Man könne nun jederzeit nachsehen, welche Hausaufgaben gestellt wurden und für welche versäumten Stunden noch Entschuldigungen vorzulegen sind.
Dominik George, der die Qualitätsstandards der Software prüft und seit 2005 Schu- len beim Prozess der Digitalisierung begleitet, ergänzt, dass es hier nicht darum ginge, Schülerinnen und Schüler möglichst lange an ein bestimmtes Produkt zu bin- 1den, um Gewinne für das eigene Unternehmen zu generieren. Stattdessen stünde die Förderung von Bildungsprozessen im Vordergrund. Dies beziehe sich auf die Anwendung in der Verwaltung, aber auch auf die Veranschaulichung von Software- entwicklung im Unterricht. Durch eine Handreichung, die in Kürze zur Verfügung steht, werde gezeigt, wie AlekSIS auch im Informatikunterricht eingesetzt werden kann.
Am Katharineum wurde das bereits praktiziert. Hangzhi Yu und Julian Leucker, Abiturienten an der Schule, haben mit dem Projekt „Porta Segno“ digitale Tür- schilder entwickelt, die durch die Kopplung mit AlekSIS in Echtzeit anzeigen, was in diesem Raum gerade stattfindet. Die modulare Erweiterbarkeit von AlekSIS er- möglicht Anwendungen zu realisieren, die die Schülerinnen und Schüler in ihrem Alltag sehen und nutzen können.
Technische Umsetzung und Unterstützung
AlekSIS ist eine progressive Webanwendung auf Basis des Webframeworks Django. Als Grundlage für Schnittstellen zu anderen Anwendungen wird LDAP unterstützt, AlekSIS kann aber auch als eigenständiger Identity-Management-Server dienen, der OAuth2 und OpenID-Connect-Support bietet. Ein API für die Kopplung zu Moodle- Kursen, Matrix-Chaträumen sowie BBB- und Jitsi-Konferenzen ist in Planung.
Für Schulträger interessant ist die Möglichkeit, AlekSIS in einem Kubernetes-Cluster für mehrere Schulen gleichzeitig anzubieten. Dadurch könnte z.B. ein Klassenbuch- eintrag für einen Kurs vorgenommen werden, der von mehreren Schulen gemeinsam angeboten wird.
Für die Einrichtung von Demo-Versionen und weitere Fragen zur Unterstützung kann man sich an den Verein Teckids wenden, der die Nutzung und Erstellung freier Software gemeinsam mit Jugendlichen seit 2013 fördert: schulsupport@teckids.org.
AlekSIS ist ein gemeinsames Projekt von Teckids e.V. und Katharineum zu Lübeck.